Peter Reinhard (1937–2020)

Peter Reinhard (1937–2020) – ein Nachruf von Dr.Frieder Schmidt

Acht Monate nach seiner Gattin Ursula ist am 19.12.2020 nun auch Peter Reinhard gestorben; er wurde in Hemer beigesetzt. Der am 12. Mai 1937 geborene Papiergroßhändler war Nachkomme des aus Oberbieber bei Neuwied stammenden gleichnamigen Papiermachers Peter Reinhard (1797–1880). Dieser hatte 1827 durch Eheschließung mit Wilhelmine Ebbinghaus in die Papiermühle der Gebrüder Ebbinghaus in Westig bei Hemer eingeheiratet und zudem in Niederhemer die alte „Wehrmühle“ ausgebaut und in einem Fachwerkhaus mit großräumiger Diele seine Wohnung und sein Papierlager unterhalten. Das Unternehmen wurde von den Söhnen Gustav (1832–1916) und Julius Reinhard unter der Firma Gebrüder Reinhard, Papierfabrik und Papiergroßhandlung weitergeführt. 1891 übernahm Gustav Reinhard eine im Jahr 1873 von Caspar Hoeborn gegründete Maschinenfabrik, die sich unter der Firma Gustav Reinhard & Co. einen Namen als Papiermaschinenfabrik machte. Dessen Sohn Max (*1870) studierte Maschinenbau und wurde zum Alleininhaber der Fabrik. Gustav Reinhards Enkel Max (1901–1966) übernahm das väterliche Erbe 1948.
Peter Reinhard hatte 1997 bei der DAP-Tagung in Hemer über „Die Papiermühle zu Niederhemer“ und über seinen Vorfahren berichtet: „Gustav Reinhard modernisierte die Papierfabrik. Nach einem Großbrand im Jahr 1902 ließ er 2 in der Maschinenfabrik Gustav Reinhard gebaute Langsiebpapiermaschinen dort aufstellen, die bis zum Jahr 1945 Packpapier und Pappe produzierten.“ Von einer wirtschaftlichen Blüte ist die Rede, doch nach dem 2. Weltkrieg wurde die Papierproduktion eingestellt und dort der Großhandelsbetrieb eingerichtet, denn das Großhandelslager von Gebrüder Reinhard war am 13. April 1945 durch Kriegseinwirkung vernichtet worden.
In einem Nachruf der Wirtschaftsinitiative Hemer heißt es jetzt: „Peter Reinhard ist in Hemer aufgewachsen, hat später die Internatsschule „Landschulheim am Solling“ in Holzminden besucht. Im Anschluss hat er im Bereich Druckerei und Papier seine Ausbildung gemacht. Nach dem Tod des Vaters Max Reinhard im Jahr 1966 hat er in der Papiergroßhandlung Gebrüder Reinhard die Bereiche Rechnungswesen und Finanzen geleitet.“ Nachdem er als Kind in den letzten Kriegstagen bereits einmal großen Schaden erleben musste, war er ein Vierteljahrhundert später erneut mit einem solchen katastrophalen Ereignis konfrontiert: „Am 28.11.1970 war einer der schwärzesten Tage im Firmengeschehen von Gebrüder Reinhard. Das Flachlager wurde durch einen Brand zerstört. Gleichwohl wurde der Lebensnerv der Firma nicht vollends getroffen. In den soliden Mauern der früheren Papierfabrik „Wehrmühle“, die vom Brand verschont blieben, lief der Großhandelsbetrieb bis zur Inbetriebnahme eines Hochregallagers im Jahre 1973 weiter. Die Lagerkapazität des neuen Lagers vergrößerte sich auf 9 000 t Papier.“ (Peter Reinhard, 1997, S. 18).
Zum Jahresanfang 1988 brachten die Gesellschafter von Gebrüder Reinhard ihr Unternehmen mit in die Papier Union ein, eine Fusion mehrerer deutscher Papiergroßhandlungen. Peter Reinhard war bis 1995 in der Geschäftsführung des Unternehmens tätig. Seit dieser Zeit engagierte er sich zusammen mit seiner Ehefrau Ursula in vielfältiger Weise ehrenamtlich. Sie organisierten für den Verkehrsverein der Stadt Hemer Stadtrundfahrten und Studienreisen, unterstützten die Landesgartenschau in Hemer und die Städtepartnerschaft mit Doberlug-Kirchhain. Mit großem Interesse engagierte er sich bei der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte und dokumentierte deren Exkursionen und Sonderfahrten anlässlich der DGEG Jahrestagungen.
Zur Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) war er 1984 gestoßen, als deren 17. Kongress in Hagen abgehalten wurde. Seit jener Zeit war er bis zum Jahr 2018 als Beisitzer Mitglied des Vorstands. Seit der 1994 in Düren abgehaltenen Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) war er regelmäßiger Teilnehmer unserer Zusammenkünfte.
Wir hatten uns wohl 1987 in Heilbronn bei der Veranstaltung zum 225-jährigen Jubiläum der Papiergroßhandlung Gebr. Rauch kennen gelernt, die bald auch unter dem gemeinsamen Dach der Papier Union stand. Seitdem haben uns Tagungen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) und des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) immer wieder zusammengeführt. In ganz besonderer Erinnerung bleiben mir dabei die mir 1996 bei der Umsetzung des Leipziger IPH-Kongresses gewährte Unterstützung und die 1997 von Ursula und Peter organisierte DAP-Tagung in Hemer. Über Jahrzehnte hinweg war er unser treuer Bildchronist, der mit seinen Dias zu Beginn jeder Tagung unseren Arbeitskreis so anschaulich an das jeweils vorige Treffen erinnerte und dadurch sehr für Kontinuität der Treffen und den persönlichen Zusammenhalt unseres Kreises sorgte. Selbst im vorletzten Jahr besuchte er für einen Abend unser Treffen in Düren, um unsere vorhergehende Tagung in Osnabrück in Erinnerung zu bringen. Diese letzte persönliche Begegnung ist mir unvergesslich, zumal ich stets große Hochachtung für seine Haltung im Umgang mit seiner Erkrankung hatte.
Quellen:
Dossmann, Ernst: Papier aus der alten Grafschaft Mark. Papierherstellung und Verarbeitung im Wirtschaftsraum zwischen Volme Ruhr und Hönne. Iserlohn: Mönnig 1987 (Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis).
Reinhard, Peter: Die Papiermühle zu Niederhemer. In: Deutscher Arbeitskreis für Papiergeschichte DAP. Vorträge und Berichte. 8. Tagung, Hemer 02. bis 05.10.1997, S. 17-18.
https://www.wi-hemer.de/aktuelles/detail/news/nachruf-peter-reinhard-im-ruhestand-in-ehrenamtlichem-engagement-aufgegangen/
Frieder Schmidt (Stuttgart)

Dieses Foto aus der offiziellen Pressemitteilung der Stadt Hemer zeigt die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Ursula und Peter Reinhard für deren unermüdlichen Einsatz für die Städtepartnerschaft der Stadt Hemer und Doberlug-Kirchhain und die anschließende Eintragung in Goldene Buch der Stadt Hemer.