- Treffen des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte in Düren (17.-19. November 1994)
Vom 17.-19. November 1994 traf sich der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte in Düren. Nach der Gründungszusammenkunft 1990 in Berlin und den nachfolgenden Treffen in Mannheim (1991), Aschaffenburg (1992) und Leipzig (1993) handelte es sich um die 5. Tagung. Die Tagung fand im Papiermuseum Düren statt, dessen Leiterin, Frau Dr. Dorothea Eimert, die Zusammenkunft in rundum überzeugender Weise organisiert hatte. Den Schwerpunkt des Treffens bildete das Thema "Wasserzeichen im Maschinenpapier". Wie der Tagungsverlauf zeigte, erwies sich hierfür Düren als hervorragend geeigneter Tagungsort, da diese Stadt sowohl ein wichtiger Standort der Feinpapierproduktion als auch der Papiermaschinenindustrie und der Sieb- und Filzherstellung war und ist. An der Tagung nahmen ca. 40 Personen teil, die mit ihrem Fachwissen die unterschiedlichsten einschlägigen Bereiche repräsentierten: Papierherstellung (Industrie und Hochschule) und Papiergroßhandel, Papiergeschichte (Museen, Archive, Bibliotheken) und Papierkunst.
Die Tagung stand unter dem nachhaltigen Eindruck, daß in Düren am 16. November 1994 der 50. Jahrestag der fast völligen Stadtzerstörung durch alliierte Bomberkommandos in der Schlußphase des 2. Weltkriegs begangen wurde. In beeindruckender Weise schilderte Peter Viehöver, Papiermacher und langjähriger Sekretär der Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik, wie er als Jugendlicher diese Zerstörung erlebte, wie er sie jahrelang aus seinem Bewußtsein verdrängt hatte und wie notwendig er heute im Interesse einer langfristigen Friedenssicherung eine kritische Auseinandersetzung mit jenen Ereignissen hält.
Den Auftakt der Tagung bildete ein Besuch der Papierfabrik Zerkall. Die sachkundige Führung übernahmen Dipl.-Ing. Alfred Renker und Herr Stefan Renker. A. Renker machte mit den naturräumlichen Gegebenheiten des Kalletals (400 m Gefälle auf 21 km Länge) und dessen Gewerbegeschichte (Blei- und Eisenerzverhüttung) vertraut. In Zerkall wurde erstmals 1504 eine Getreidemühle erwähnt, dann finden sich im Lauf der Jahrhunderte an diesem Standort eine Schleifmühle, eine Walkmühle, eine Ölmühle, eine Lohmühle. Die Papierfabrikation wurde erst 1890 aufgenommen. Zunächst stellte man aus Altpapier Schrenzpapiere und Schrenzpappen her. Seit 1901 betreibt man die Feinpapierproduktion auf der Rundsiebmaschine. Heute stehen zwei Maschinen dieses Typs mit 160 cm und 180 cm Arbeitsbreite zur Verfügung. Spezialität sind u. a. sehr hochwertige und alterungsbeständige Druckpapiere für Buchdruck, Lithographie und Kupferdruck sowie Buchumschlag- und Vorsatzpapiere. Im Lauf der Jahrzehnte stellte sich eine enge Kooperation mit führenden Künstlern wie Max Ernst oder Jasper Johns ein. Teilweise fertigt man 100 % hadernhaltige Papiere aus Baumwolle; andere Sorten enthalten eine Sulfit- oder Sulfatzellstoffbeimengung (Eukalyptus, Buche, Birke, Kiefer). Für die Stoffaufbereitung werden nach wie vor Holländer eingesetzt. Die Rundsiebmaschine eignet sich in besonderer Weise zur Produktion von Papieren mit echten Wasserzeichen. In den letzten Jahren ist allerdings - insbesondere aufgrund der hohen Fixkosten - deren Einsatz als "Logo" stark zurückgegangen, während sie als Sicherheitszeichen stark gefragt sind. Als bleibende Erinnerung erhielt jeder Exkursionsteilnehmer ein Exemplar der seit Jahrzehnten produzierten hauseigenen Schriftenreihe "Werkdrucke aus der Hausdruckerei der Papierfabrik Zerkall Renker & Söhne".
Anschließend stand ein ausführlicher Besuch bei der Firma Thomas Josef Heimbach GmbH & Co. auf dem Programm, die die Arbeitskreisteilnehmer auch in ihrer Kantine beköstigte. Anschließend führten Dipl.-Kfm. Eckhart von Eynern und Herr Vertriebsleiter Dieter Dorr in Geschichte und Produktionsprogramm der Firma ein. Thomas Josef Heimbach hatte den Betrieb 1811 im Alter von 24 Jahren als Filztuchfabrik gegründet. Papiermaschinenbespannungen entwickelten sich dabei zum Hauptarbeitsgebiet der Firma: sie machen heute 82 % des Geschäftsvolumens aus. Andere Produkte sind technische Filze und Filtermedien. Bis zur Jahrhundertwende um 1900 hatte sich die Firma zur größten Filztuchfabrik auf dem europäischen Kontinent entwickelt, nur in England existierten größere Betriebe. 1904 hatte die Fabrik einen Großbrand zu verzeichnen, starke Zerstörungen brachten die Bombenangriffe der Jahre 1944/45. Größte technische Herausforderung war in den 1960er Jahren der Wechsel von der Wolle zur vollsynthetischen Faser. Während die tierischen Fasern gewalkt werden mußten, wurde für die Chemiefasern ein Nadelprozeß entwickelt, der völlig neuartige Maschinenkonstruktionen erfordert. Papiermaschinenfilze sind industrielle Verbrauchsgüter, für deren Wettbewerbsfähigkeit alleine die Qualität ausschlaggebend ist. Sie können nicht auf Lager gearbeitet werden, sondern müssen - auf die jeweilige Papiermaschine abgestimmt - in auftragsgebundener Einzelfertigung hergestellt werden. Weltweit sind gegenwärtig ca. 9000 Papiermaschinen im Einsatz, der entsprechende Gesamtmarkt hat ein Volumen von ca. 2,5 - 3 Milliarden Mark. Die Laufzeiten eine Papiermaschinenfilzes betragen 3 Wochen bis 6 Monate, bei Trockensieben 1-4 Jahre. Während Mitte der 1960er Jahre pro Tonne erzeugten Papiers noch ca. 450 g Filze benötigt wurden, ist der spezifische Filz- bzw. Trockensiebverbrauch auf ca. 75 g zurückgegangen. Herr Dorr erläuterte anhand von Filzmustern und Papierproben, welchen Einfluß der Filz durch Markierung auf die Oberflächenstruktur des Papiers hat, und machte so sehr plastisch deutlich, welche Gestaltungsmöglichkeiten hierdurch gegeben sind. Ein ausführlicher Rundgang durch den gesamten Produktionsbereich der Firma Heimbach vertiefte das Gehörte sehr anschaulich.
Den Abschluß des ersten Tages bildete ein Besuch im Stadtarchiv Düren, in dessen Bestände Herr Stadt- und Kreisarchivar Dr. Hans J. Domsta einführte. Unter dessen Amtsvorgängern hatte sich bekanntlich Josef Geuenich in besonderer Weise um die Papiergeschichte der Düren-Jülicher Region verdient gemacht.
Den Auftakt des zweiten Tages bildete ein Besuch bei der Firma Andreas Kufferath GmbH & Co. KG. Sachkundige Einführungen gaben Herr Krieger (Spartenleiter Maschinenbau) und Herr Günter Heid vom Verkauf. Die 1782 gegründete Firma wird heute als Familienunternehmen in der 7. Generation geleitet und ist mit ca. 330 Mitarbeitern ausschließlich für die Papierindustrie tätig. Es werden drei Sparten betrieben: Siebbespannungen, Technische Gewebe und siebtechnische Anlagen. Letztere umfassen die Bereiche Egoutteure, Rundsiebe, Eindicker, Stoffänger und Schneckenpressen. Der für die Tagungsteilnehmer besonders interessante Egoutteurbau wird seit ca. 150 Jahren betrieben, doch handelt es sich heute nur noch um einen Randbereich der Fertigung, wobei im wesentlichen Velinegoutteure zur Verbesserung der Formation benötigt werden. Egoutteure können in einem Bereich von 4-6 % Stoffgehalt und 96-94 % Wasseranteil eingesetzt werden. Egoutteuranlagen müssen mit Wasserauffangwannen betrieben werden, um Störungen durch Spritzwasser zu vermeiden. Bei wachsenden Maschinengeschwindigkeiten sind größere Egoutteurdurchmesser unabdingbar: Während bei Maschinengeschwindigkeiten von 200 m/min ein Durchmesser von 0,40 m genügt, sind bei 1200 m/min Durchmesser von 2,40 m erforderlich. Bei modernen, schnellaufenden Maschinen wächst also der maschinenbauliche Aufwand ganz erheblich. Da Wasserzeichenpapiere häufig nur in kleinen Chargen produziert werden, machen sich die Egoutteurwechselzeiten als Maschinenstillstandszeiten negativ bemerkbar. Trotz dieses Drangs zur Beschleunigung des Egoutteurwechsels sind bisher noch keine geeigneten technischen Lösungen gefunden worden. Aus der Sicht eines führenden europäischen Egoutteurherstellers ist deshalb die große Zeit der Wasserzeichen im Maschinenpapier ein weitgehend abgeschlossenes Kapitel. Bis heute sind von Kufferath ca. 20.000 Egoutteur-Nummern vergeben worden; dabei handelte es sich bei ca. 75 % derselben um Wasserzeichenegoutteure. Alle sind in fortlaufenden Büchern dokumentiert, die eine wesentliche Quelle der Papiergeschichtsforschung darstellen. Die Firma Andreas Kufferath GmbH & Co. KG unterhält in ihrem Werk ein eigenes kleines Museum, das die wesentlichen Entwicklungslinien der Wasserzeichen im handgeschöpften und im maschinell erzeugten Papier dokumentiert. Neben gerippten Schöpfformen werden vor allem Velinschöpfformen zur Herstellung schattierter Wasserzeichen und die zugehörigen Prägewerkzeuge sowie damit produzierte Papiere gezeigt. In der entsprechenden Fachabteilung wurde die galvanische Herstellung von Wasserzeichen für Egoutteure erläutert und vorgeführt. Beeindruckend war der Besuch in der Abteilung Siebbespannung. Auch hier ist man fast vollständig zur Chemiefaser übergegangen, nur ein Webstuhl war noch für die Fertigung von Metallsieben im Einsatz. Besondere Sorgfalt und außerordentliche Geduld erfordert das Endlosmachen der Siebbespannungen, eine Tätigkeit, die ausschließlich von erfahrenen weiblichen Fachkräften ausgeführt werden kann. Ein von der Firma Andreas Kufferath GmbH & Co. KG ausgerichtetes Mittagessen bildete den Abschluß des Besuchs.
Drei Firmenbesichtigungen bei führenden Betrieben ihrer jeweiligen Branche sorgten so für die anschauliche Einstimmung und fachkundige Einführung der Arbeitskreistagung. Den Reigen der Vorträge eröffnete der Präsident der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker, Dr. Peter F. Tschudin aus Basel, mit seinen Ausführungen zum Thema "Die Identifikation von Maschinenpapieren". Nach seinen Ausführungen sind diese weit schwieriger als handgeschöpfte Papiere zu bestimmen, da nur ein Bruchteil derselben mit Wasserzeichen versehen ist. Während man bei ersteren vor allem über das "Wann" und "Woher" für historische Zwecke Bescheid wissen will, sieht man sich bei Maschinenpapieren oft mit den Fragen der Juristen und Kriminologen konfrontiert, die neben der Herkunftsbestimmung und der Ermittlung der Handelswege, oft eine Datierung auf Monat und Tag genau in der Qualität eines juristischen Tatsachenbeweises verlangen. Bei Maschinenpapier sind deshalb als Vergleichsmaterial genau definierte Proben erforderlich. Daraus ergibt sich die Bedeutung von Musterzimmern der Papierindustrie, von Geschäftskorrespondenz und von Kundenlisten. Die Papierhistoriker sind deshalb gefordert, für die Überlieferung derartiger Quellen zu sorgen. Der Zugriff auf solche Bestände macht aber eine genaue Erschließung solcher Materialien erforderlich. Als Regelwerk bietet hierzu der von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) 1992 veröffentlichte Entwurf einer "Internationalen Norm für die Erfassung von Wasserzeichen" die geeignete Grundlage, denn er enthält als zu beschreibende Merkmale alle wesentlichen mechanische, optische und chemische Eigenschaften von Maschinenpapieren. Anhand einiger Beispiele erläuterte Dr. Tschudin die Identifikationsmöglichkeiten, welche eine auf die Charge genaue Bestimmung von Papieren eines gut dokumentierten Herstellers ermöglichen. Kritische Einwände formulierte Wolfgang Guder (Kreuzau), der aus langjähriger betrieblicher Erfahrung darauf hinwies, daß es sich bei den in den Papierfabriken gesammelten Ausfallmustern in der Regel um Rohpapiere handele, so daß Nachbehandlungsprozesse wie Glätten, Nachleimen oder Streichen oft nicht berücksichtigt seien. Als Muster würden grundsätzlich idealtypische Arbeitsergebnisse ausgewählt.
Welche Ergebnisse sich mit dem bereits erwähnten Erfassungsstandard der IPH im Bereich der handgeschöpften Papiere erreichen lassen, demonstrierte die Kunsthistorikerin Barbara Wenig, die seit dem 1. Juli 1994 im Rahmen eines befristeten Arbeitsvertrags Wasserzeichenpapiere aus den Sammlungen der Stiftung Zanders in Bergisch Gladbach erfaßt. Die Sammlung umfaßt 1200 Exemplare in der allgemeinen Sammlung sowie ca. 1000 Exemplare der Sammlung Heyer, die in drei Alben eingeklebt sind. Frau Wenig hatte gemeinsam mit Dr. Wolfgang Schlieder aus Leipzig einen Erfassungsbogen entwickelt, dessen Einsatz sie an einem konkreten Beispiel erläuterte. Die erhobenen Daten sollen mit dem Computerprogramm LIDOS erfaßt und ausgewertet werden. Der Vortrag gab wertvolle Hinweise für den praktischen Einsatz dieses international diskutierten Erfassungsstandards und machte den ganz erheblichen Zeitaufwand deutlich, der erbracht werden muß, wenn alle seine Merkmale berücksichtigt werden.
Frau Dr. Marianne Bockelkamp aus Paris berichtete über ihre jahrzehntelangen Untersuchungen von Wasserzeichen im Maschinenpapier, die sie im Rahmen ihrer literaturwissenschaftlichen Forschungen u. a. an Manuskripten von Heinrich Heine und Marcel Proust anstellte. Da die Bibliothèque Nationale keine Pauserlaubnis gewährte, erfolgte seit 1978 die technische Einrichtung zur Betaradiographie, einem Verfahren, das gleichzeitig den Vorteil bot, auch Wasserzeichen in beschriebenen Papieren gut zur Darstellung zu bringen. Frau Dr. Bockelkamp machte anhand einiger Beispiele in didaktisch klug gewählter Abfolge deutlich, welche Schwierigkeiten alleine eine ikonographisch exakte Beschreibung der Wasserzeichen im Maschinenpapier erfordert. Die Gestalt eines Alfa (Espartogras) erntenden Mannes konnte nur mit Hilfe des zusätzlichen Wasserzeichens "Alfa Paper" richtig erschlossen werden.
Herr Stefan Feyerabend, Papier Union GmbH & Co. KG, Hamburg, sprach zum Thema "Wasserzeichenpapiere heute aus der Sicht eines Papiergroßhändlers". Die Verwendung von Wasserzeichen bedeutet, dem Papier einen Namen zu geben. Dieses Markenzeichen als Hinweis auf eine bestimmte Qualität macht die Papiersorte zum Markenartikel, für den beim Endverbraucher geworben werden kann. Von Bedeutung ist deshalb, ob es sich um das Markenzeichen eines Herstellers oder das eines Händlers handelt. Der Papiergroßhandel ist dabei grundsätzlich nicht an Fabrikmarken interessiert, da er Werbung für seinen eigenen Artikel machen und den Kunden an sein eigenes Sortiment binden will. Die Einsatzmöglichkeit von Wasserzeichen hat heute zudem erheblich durch den Tatbestand abgenommen, daß mehr als die Hälfte des Umsatzes mit gestrichenen Papieren gemacht wird, die naturgemäß keine Wasserzeichen aufweisen.
Den Abschluß des zweiten Tages bildeten Ausführungen von Heinz Schmidt-Bachem, Düren, über seinen Arbeitsschwerpunkt "Tüten, Taschen, Beutel". In einer Ausstellung präsentierte das Papiermuseum Düren wesentliche Teile der Sammlung Schmidt-Bachem zu diesem Thema. Der Beitrag verdeutlichte, wie sehr sich die Befassung mit der Geschichte der Papierverarbeitung lohnt und welche Forschungsdefizite in diesem Bereich bestehen.
Der dritte und letzte Tag des Treffens wurde durch Berichte von Mitarbeitern der Papierhistorischen Sammlungen am Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig eingeleitet. Sigrid Feiler berichtete über die Geschichte der Freiberger Papierfabrik zu Weißenborn und die Maßnahmen, die zum Erhalt der Egoutteursammlung und des Musterzimmers dieser wichtigen sächsischen Feinpapierfabrik führten. Der Gesamtbestand an Ausfallmustern, der insbesondere den Zeitraum von 1950-1990 abdeckt, wurde samt den zugehörigen Karteien (Papiersortenkartei, Kundenkartei) in die Sammlungen des Museums übernommen. Über 200 Egoutteure stammen aus dem Zeitraum 1900-1960. Dabei handelt es sich um firmeneigene Wasserzeichen, Händlermarken und Wasserzeichen, die den Kunden gehören. Andrea Lothe stellte anhand von Mustern aus der Leipziger Papierproben- und Wasserzeichensammlung die wichtigsten Techniken zur Erzeugung von Maschinenwasserzeichen vor. Hieraus entspann sich eine detaillierte terminologische Diskussion, die vor allem dem Begriff der "echten" (also während der Blattbildung erzeugten) Wasserzeichen galt. Hierbei erwies sich das bei den Betriebsbesichtigungen der Vortage Gesehene als wertvolle Erfahrung. Anschließend referierte Dr. Frieder Schmidt anläßlich des 100jährigen Jubiläums des deutschen Warenzeichenrechts über "Wasserzeichen und Warenzeichenschutz" und stellte einige Hilfsmittel vor, die bei der Herkunftsbestimmung von Maschinenwasserzeichen nützlich sein können. Illustriert wurde der Vortrag mit Warenzeichen Dürener Papierfabriken. In einem zweiten Beitrag stellte der Referent einige neue Erkenntnisse zur Sammlung des Wiener Hofrats Franz Bartsch vor, der diese 1910 dem Leipziger Museum vermachte. Ausgangspunkt des neuen Forschungsinteresses sind von Japan ausgehende Anfragen hinsichtlich der in der Sammlung enthaltenen japanischen Papierproben, die 1873 auf der Weltausstellung in Wien gezeigt wurden.
Wolfgang Guder, Kreuzau, stellte anschließend anhand originaler Muster vor, wie über Jahrzehnte hinweg bei der Firma Gebr. Hoesch in Kreuzau Ausfallmuster angefertigt, mit Rezepturen versehen und jahrgangsweise gesammelt wurden. Sein Vortrag war ein deutlicher Appell, derart reichhaltige Informationsquellen für die Zukunft zu erhalten, wobei natürlich an eine dauerhafte Aufbewahrung im Papiermuseum Düren zu denken ist. Die ausführlich kommentierenden Bemerkungen Wolfgang Guders machten aber zugleich deutlich, in welchem Umfang schriftlich nicht dokumentiertes Fachwissen zu den einzelnen Papiersorten, Wasserzeichen und Rezepturen bei den altgedienten Experten der Papierindustrie vorhanden ist. Offen blieb die Frage, wie eine solche Dokumentationsleistung erbracht werden könnte.
Über "Das Rheinische Industriemuseum Bergisch Gladbach, Sachstand und Planungen" berichtete J. Georg Oligmüller. Wichtigstes Ereignis des verflossenen Jahres war die Versetzung einer von der Maschinenfabrik J. M. Voith, Heidenheim (Brenz) in den 1880er Jahren gebauten, 37 m langen Langsiebmaschine aus der Papierfabrik J. W. Zanders in dem Museum dauerhaft zur Verfügung stehende Räume in der Neuen Dombach.
In einem Diavortrag ließen Ursula und Peter Reinhard aus Hemer den 22. Internationalen Papierhistoriker-Kongreß lebendig werden, der im September 1994 in Annonay (Frankreich) stattgefunden hatte. Dort wurde beschlossen, daß der nächste Kongreß vom 30. August 1996 bis zum 5. September 1996 in Leipzig stattfinden wird. Auf diesem Kongreß wurde auch während der Generalversammlung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker (IPH) deren Satzung so geändert, daß die IPH zukünftig als Dachorganisation nationaler Vereinigungen fungiert. Eine streng formale Institutionalisierung dieser nationalen Vereinigungen ist dabei nicht erforderlich, so daß der Deutsche Arbeitskreis für Papiergeschichte als Kooperationspartner der IPH fungiert. Deutschland ist gegenwärtig in den Gremien der IPH mehrfach vertreten: Ludwig Ritterpusch, Marburg ist gewählter Sekretär der IPH, Peter Reinhard ordentlich gewähltes Vorstandsmitglied, Frau Dr. Dorothea Eimert, Düren, hat die Schriftleitung der Zeitschrift "Papiergeschichte International" inne, Magdalena Christ und Dr. Karl Pichol fungieren als Kassenprüfer und Dr. Frieder Schmidt wurde für die kommenden beiden Jahre als Verantwortlicher für den IPH-Kongreß 1996 in den Vorstand aufgenommen.
Johannes Follmer zeigte einen Videofilm über das elterliche Anwesen, die Papiermühle in Homburg am Main (heute nach D-97855 Triefenstein eingemeindet). Den Teilnehmern des 3. Arbeitskreistreffens (1992 in Aschaffenburg) wird sie als Exkursionsziel in bleibender Erinnerung sein. Die zuständige Denkmalschutzbehörde hat in der Zwischenzeit erhebliche Mittel für die Restaurierung bereitgestellt, so daß der Erhalt dieses technischen Kulturdenkmals gesichert ist.
Gangolf Ulbricht informierte über seine Berliner Papierwerkstatt, die er im Künstlerhaus Bethanien betreibt. Anhand von Lichtbildern konnte er den Arbeitskreismitgliedern einen lebendigen Eindruck von den dort gegebenen Wirkungsmöglichkeiten geben und schilderte, wie eine stillgelegte Papierfabrik letztmalig für die Dauer von zwei Wochen für künstlerische Aktivitäten reaktiviert werden konnte.
Abschließend erfolgten Berichte über die Situation in Düren. Jutta Reich gab einen lebendigen Einblick in die museumspädagogischen Aktivitäten des Papiermuseums Düren, dessen Dauerausstellung Dipl.-Ing. Alfred Hoesch im Verlauf der Tagung in mehreren Führungen sehr lebendig werden ließ. Mit der Weiterentwicklung des Museums ist gegenwärtig - unterstützt vom Landschaftsverband Rheinland - eine Projektgruppe betraut. Die Mitarbeiter der Fa. ConCultura, Gesellschaft für kultur- und kunstgeschichtliche Forschung und Präsentation mbH in Much, nahmen an der gesamten Tagung teil und bekamen durch die Betriebsbesichtigungen sowie die lebendigen Diskussionen einen nachhaltigen Eindruck vermittelt, wie sinnvoll ein aktiv sammelndes und ausstellendes Papiermuseum gerade für diesen Wirtschaftsraum ist. Düren steht aber auch für die inzwischen schon zur Tradition gewordenen Biennalen der Papierkunst. Über die 5. Biennale, die in den Räumen des Leopold-Hoesch-Museums vor der Einleitung gründlicher Renovierungsmaßnahmen im Sommer 1994 veranstaltet wurde, berichtete dessen Leiterin Dr. Dorothea Eimert in einem eindrucksvollen Diavortrag, der zum Ausklang der Tagung auch die in Düren zusammengetragenen Kunstschätze der Gemäldesammlung lebendig werden ließ.
Der gesamte Tagungsverlauf hatte den Teilnehmern plastisch vor Augen geführt, wie vielfältig und lebendig die Papiergeschichte des 20. Jahrhunderts ist, und wie viele der an Ende des Jahrhunderts erkennbaren Entwicklungslinien einer gründlichen Aufarbeitung harren. Auf Vorschlag von Georg Th. Mandl, Vizepräsident der IPH und engagierter Mitwirkender am Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte, wurde deshalb für die nächste Zusammenkunft als Rahmenthema "Papiergeschichte des 20. Jahrhunderts" gewählt. Gleichzeitig wurde von Herrn Mandl der Vorschlag unterbreitet, die nächste Tagung erstmals im Ausland an seinem Heimatort Netstal (Schweiz) durchzuführen. Dieser Vorschlag wurde gerne angenommen. Als Termin für die Tagung wurde der 12.-15. Oktober 1995 beschlossen. Im Jahre 1996 wird die Zusammenkunft aller Voraussicht nach am Deutschen Museum in München stattfinden.
Frieder Schmidt (Leipzig)